VHGW-Tagung 2004
in
Lage-Hörste
14.
und 15. August
Der
Sonderverein der Krüper- und Zwergkrüperzüchter hatte aus Anlass seines
100jährigen Bestehens die Ausrichtung der VHGW-Bundestagung übernommen. Der 1.
Vorsitzende des SV Erich Lindsiepe hatte die Organisation vor Ort dem
engagierten Züchter Wilhelm Wellner und seiner Gattin übertragen, die diese
Tagung in vorbildlicher Weise vorbereitet hatten. Am Samstagnachmittag fand eine
Fachtagung mit aktuellen und interessanten Themen statt, am Sonntagvormittag
folgte dann die Jahreshauptversammlung. Zahlreiche Ehrengäste hatten sich an
beiden Tagen eingefunden und richteten treffende Grußworte an die Teilnehmer.
Die Tagung fand unter der Schirmherrschaft von Dr. Traute Prinzessin zur Lippe
statt.
Fachtagung
Einleitung: Rassegeflügel – auf dem
Weg zurück in die Zukunft
(Wilhelm Wellner)
Wilhelm
Wellner eröffnete die Fachtagung mit dem Gedanken, für die Zukunft neue Ziele zu
setzen, die Rassevielfalt zu erhalten. So sei die Zukunft lebenswert.
Kultur- und/oder Wirtschaftsgut –
vom Landhuhnschlag zum heutigen Rassehuhn im Spannungsfeld von Wunsch und
Wirklichkeit
(Matthias Vogt, Vorstandsmitglied der GEH)
Matthias Vogt
führte aus, dass Tierzucht und insbesondere die Hühner noch nicht ausreichend im
Blickpunkt der Öffentlichkeit stehen. Einen ersten Schritt hatte das Gestüt
Kladrup mit den Kladruper Pferden gemacht, die als Weltkulturerbe anerkannt
worden sind. Entsprechend müssten Tierrassen den gleichen Stellenwert erhalten
wie historische Gebäude, da sie mit der Entwicklung der Bevölkerung untrennbar
über Jahrhunderte hinweg verbunden sind, deren Überleben möglich gemacht haben
und somit Kulturgut und auch Wirtschaftsgut sind. Matthias Vogt legt dar, wie
aus Landhuhnrassen Wirtschaftsrassen wurden und verglich die Züchtungsstrategien
mit denen in der Rassegeflügelzucht. Immer wieder forderte er Rassereinheit und
in der Haltung des Kulturgutes Geflügel und Zurückführung zum ursprünglichen
Zweck, zum Nutzhuhn.
Bedeutung des Rassegeflügels als genetische Ressource und kulturelles Erbe in
der Landwirtschaft
(Dr. Steffen Weigend, Bundesforschungsanstalt für Landwirtschaft –
Institut für Tierzucht, Mariensee)
Dr.
Steffen Weigend führte aus, wie sich genetische Vielfalt entwickelt und welche
Methoden züchterisch erforderlich waren, um eine Rassevielfalt entstehen zu
lassen. Er verglich die Vielfalt in der Rassegeflügelzucht mit der extrem
einseitigen Wirtschaftsgeflügelzucht, wo die Rassen der Lege- und Masthühner nur
noch mit zwei bis vier Rassen vertreten sind. Diese Einschränkungen in der Zucht
seien auch mit anderen Nutztierbereichen vergleichbar. Dr. Weigend verwies auf
die Notwendigkeit, durch bestimmte Zuchtstrategien eine größere Vielfalt zu
sichern. Ohne genetische Vielfalt sei dauerhaft keine Tierzucht möglich und
Rassegeflügelzucht biete diese Vielfalt.
Hilfe und Ratschläge zur praktischen
Rassegeflügelzucht
(Helmut Kühlhorn, PV Sachsen-Anhalt)
Helmut
Kühlhorn erinnerte an alte Erfolgsmethoden sowie bekannte Maßnahmen für eine
gesunde und vitale Aufzucht von Rassegeflügel. Er nannte unverzichtbare Dinge
wie ausreichendes Platzangebot, Grünfutter, Auslaufpflege, Fütterungsmaßnahmen
und viele Dinge mehr.
Wirtschafts- und Rassegeflügel – Regionale Bedeutung
kommunalpolitisch betrachtet
(Friedel Heuwinkel – Landrat Kreis Lippe)
Landrat
Heuwinkel plädierte dafür, dass der Krähruf des Hahnes als normal und nicht
störend angesehen werden muss. Dies ist zu erreichen, wenn der Stellenwert der
Hühnerzucht als eine existenziell notwendige Maßnahme für das Überleben
angesehen wird. Leider wurde in der Vergangenheit eine veränderte, negative
Einstellung zur Nutztierzucht entwickelt. Hier ist für die Zukunft Rückbesinnung
notwendig. In diesem Zusammenhang verwies er auf die Initiative „Tiere im Dorf
e. V.“, einem Förderverein zur Integration gefährdeter Nutztierrassen in den
dörflichen Höfen.
Rahmenprogramm
Besuch im „Dorf der Tiere“
Die
Teilnehmer der Fachtagung wurden mit dem Bus nach Dörentrup zum „Dorf der Tiere“
gefahren und konnten dort die fast fertig gestellte Stallscheune auf einem neu
gestalteten Dorfplatz besichtigen. Der 1. Vorsitzende des Fördervereins Dr. R.
Diekmeier erklärte zusammen mit dem 2. Vorsitzenden Thomas Hinze den Werdegang
und die Ziele des Projektes, welches später als Informationszentrum fungieren
wird.
Den Ausklang
des Tages bildete ein gemeinsames Abendessen auf der Tenne eines liebevoll
restaurierten Landgasthofes in der Region.
Bilder: Michael von Lüttwitz
Text: Lydia Pfeffer |